b-seite
Was sind die B-Seiten? Handelt es sich um Modelle von extravaganten Räumen mit einer wackeligen Tiefenwirkung? Oder um optisch verwirrende Abbildungen, gedruckt auf der Rückseite einer Verpackung? Sind die Dinger bebilderte Objekte oder objekthafte Bilder? Wie oft bei der künstlerischen Arbeit von Stefanie Pürschler besitzen die Werke einen merkwürdigen Hybridcharakter. Sie sind dreidimensionale, funktionale Gegenstände (genauer gesagt handelt es sich um die Pappschachtel von diversen Konsumgütern, von der Praline zur Pizza), die, nach einem Exkurs in die Bidimensionalität (im Druckvorgang), eine neue, erstaunlich plastische Präsenz bekommen, die ihnen eine Verwandschaft zu Architekturmodellen verleiht. Wie oft bei Stefanie Pürschler werden zwei Maßstäbe zusammengebracht. Der große, monumentale Raum des Bildmotivs schreibt sich in den minimalen Raum der Verpackung ein, schmiegt sich in dessen Falten und Laschen und passt sich dem Format an. Nie kann man eindeutig bestimmen, ob die Struktur der Kartonnage zuerst da war oder die des dargestellten Raums. Und wie immer bei Stefanie Pürschler lebt die Serie von der inhärenten Spannung zwischen Bildträger und Bildmotiv; die unwahrscheinliche Harmonisierung dieser zwei Pole ist eine regelrechte Tour de Force. E.M.